Lars Courage
BackEine Leidenschaft für buntes Metall
Der niederländische Architekt Lars Courage (*1968) vom Architekturbüro Courage Architecten, Apeldoorn, hat, wie er selbst sagt, zwei große Leidenschaften: Metall – als Oberbegriff für unterschiedlichste Stahlsorten – und Glas. Wenn man mit ihm über seine Arbeit spricht, entdeckt man allerdings bald eine dritte Leidenschaft: Farben. Für Lars Courage sind Metall und Farbe die ideale Kombination, durch die er seine architektonischen Einfälle in die Realität umsetzen kann – umso mehr, wenn beide in bandbeschichtetem Metall miteinander vereint sind. Courage Architecten bevorzugt geradlinige, robuste Bauten, doch wer dabei nur an Büroviertel oder Innenstädte denkt, irrt sich. Dass bandbeschichtetes Metall in seinem Land entdeckt wurde, ist nicht zuletzt Lars Courage zu verdanken. |
Was inspiriert Sie als Architekt am stärksten?
Lars Courage: Als Architekt halte ich ständig meine Augen offen. Ich achte auf Formen und Materialien, nicht nur in der Baubranche, sondern zum Beispiel auch in der Automobilindustrie, der Mode oder bei Yachten. Was ich sehe, versuche ich in die Formen und Materialien zu übersetzen, mit denen ich selbst arbeite. Ich bin in erster Linie ein technischer Architekt. Natürlich berücksichtige ich den ästhetischen Aspekt der Architektur, aber ich will auch genau wissen, warum und wie etwas gemacht wird. Das ist aus meiner Sicht Voraussetzung für Innovation.
Eine der Websites, die ich regelmäßig besuche, ist www.thecoolhunter.net. Dort geht es um unterschiedliche Themen wie Essen, Reisen, Umwelt – sie liefern ein klares Bild der Gesellschaft von heute. Da ich dort alle Themen vereint finde, kann ich dieselbe Linie auch auf die Architektur von heute übertragen. Schließlich ist alles mit allem verbunden. Das gilt auch für die Gegenwart und die Vergangenheit. Ein Beispiel: Kürzlich habe ich in Schweden einen Kunststoffbodenbelag gesehen, der sich aus rhythmisch miteinander verflochtenen Elementen zusammensetzte. Das Muster ging auf die mittelalterliche schwedische Weberei zurück: Es wurde zunächst auf Kunststoffmaterialien übertragen und später auf Bodenbeläge. So arbeite auch ich. Ich schaue mich auch in anderen Disziplinen um. Wenn ich dort etwas inspirierendes entdecke, finde ich heraus, wie das funktioniert. Und dann versuche ich, es auf die Architektur zu übertragen.
Eine kompromisslose Kombination aus Stahl und Glas ist typisch für das Büro Courage Architecten aus Apeldoorn.
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Sie sagen, Sie sehen sich regelmäßig Websites an. Ist das Internet tatsächlich eine so wichtige Inspirationsquelle?
Mit Sicherheit. In den letzten Jahren sind auf verschiedenen Websites klassische Fotobücher online verfügbar gemacht worden. Manchmal bezeichne ich das als „Architektenporno“, weil dort so viele reizvolle Fotos zu sehen sind. Und täglich kommen neue Fotos aus aller Welt hinzu, von kleinen bis hin zu Großprojekten. Ich denke da zum Beispiel an www.archdaily.com und www.notcot.com. Solche digitalen Fotoarchive sind aus verschiedenen Gründen höchst nützlich: Sie sind leicht zu durchsuchen, und die Abbildungen kann man in seinem eigenen Archiv speichern und so auch seinen Kunden zeigen.
In den letzten Jahren zeigt Courage Architecten zunehmend Interesse für Metall. Weshalb?
Das ist kein Zufall, diese Begeisterung für Metall hat sich aus einer bereits vorhandenen Begeisterung für Glas entwickelt. Den großen Öffnungen in Glasfassaden kann man mit Metall – und mit Stahl als wesentlicher Tragwerkskonstruktion – den optimalen Ausdruck verleihen. Das ergibt sich alles aus der Art der Bauten, die wir entwerfen. Aus all den Inspirationen, die wir sammeln, schaffen wir eine geradlinige, robuste Architektur – eine Architektur, die nicht erklärungsbedürftig ist. „Geradlinig“ heißt ohne Schnickschnack. Der Schlüssel dazu ist das Wesen des Bauwerks. Der Rohbau ist bei diesem Ansatz oft gleichbedeutend mit Demontage. Mit „robust“ meine ich, dass Sie das Wesen eines Baus mit drei, vier Bleistiftstrichen einfangen können müssen, so dass der Betrachter sofort erfasst, worauf es bei dem Bau insgesamt ankommt.
In diesem Zusammenhang habe ich neulich den Begriff „nackter Rohzustand“ gehört. Das passt perfekt zu unserer Arbeit. In unsere Bauten können Sie hineinsehen. Sie können das Gefüge erkennen. Gleichzeitig sind aber die Details sehr wichtig. Das mag widersprüchlich erscheinen, aber wir sind absolut pingelig, wenn es um Details geht. Wenn bei der Realisierung der Details etwas schief geht, kann alles schief gehen.
Die Kombination aus Glas und Metall ist heutzutage sehr beliebt. Sehen Sie sich selbst da gewissermaßen als Trendsetter?
Seit unsere Firma im August 2001 an den Start ging, haben wir nach dieser Philosophie gearbeitet und uns um maximalen Einsatz der Werkstoffe Metall und Glas bemüht. Auch meine früheren Arbeiten entsprachen völlig dieser Linie. Inzwischen hat sich das in der modernen Architektur zu einem Trend entwickelt, also wage ich schon zu sagen, dass unser Stil und unser Ansatz sich bewährt haben.
Was macht Metall als Baumaterial so attraktiv?
Zunächst ist Metall robust. Natürlich kann man auch aus Beton oder Ziegeln in Kombination mit Glas robust bauen, aber Beton und Ziegel haben eine viel gröbere Oberflächenstruktur. Metall ist zudem viel eleganter, man kann damit auch viel plastischer arbeiten, und es bietet hinsichtlich der Farbgebung viel größere Freiheiten. Hinzu kommen Nachhaltigkeit und Energieeinsparungen. In der konventionellen Bautechnik sind die Wände immer dicker geworden, mit mehr Isolierung darin, alles wegen der geforderten höheren Dämmwerte. Aber die Wärme, die das Gebäude speichert, muss auch wieder abgeführt werden. Metall dagegen absorbiert Wärme schnell, gibt sie aber auch schnell wieder ab. Bei unserem Ansatz bleibt die Speicherfähigkeit außer Betracht, er ist deshalb sehr viel energiebewusster.
Darüber hinaus ist Metall unter Kostengesichtspunkten interessant: Es ist vergleichsweise günstig. Wer in einem Land wie Belgien ein Haus bauen möchte, geht zuerst zum Architekten, denn er möchte etwas Schönes, Besonderes. Ein Niederländer würde sofort zum Bauunternehmen gehen, denn er denkt zuerst an die finanzielle Seite. Das ändert sich allerdings. In den Niederlanden bleibt der wirtschaftliche Aspekt wichtig, aber auch ästhetische Gesichtspunkte werden zunehmend in den Blick genommen. In Kombination mit Glas ist Metall hier die perfekte Antwort. Indem man den optimalen Einsatz von Metall und Glas einplant, kann man besondere Projekte realisieren, ohne das vorhandene Budget zu sprengen.
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Sie erwähnten gerade die Bedeutung der Farbe beim Einsatz von Metall. Welche Vorteile bietet bandbeschichtetes Metall?
Zunächst einmal: Flache Bleche nachträglich zu lackieren, das geht gar nicht! Das lässt sich nur rechtfertigen, wenn Sie es mit konstruktiven Metallteilen mit kleiner Oberfläche zu tun haben, die beispielsweise Bauschäden kaschieren sollen. Bei Paneelen kommt einfach nichts an den gleichmäßigen Glanz bandbeschichteten Metalls heran. Außerdem bekommen Sie nie dieselbe Qualität des Lackaufbaus mit seinen aufeinander aufbauenden Schichten hin. Ein weiterer Vorzug von Coil-Coating-Blech ist, dass dieses Produkt in der Baubranche relativ neu ist, so dass wir Architekten damit innovativ umgehen können. In dem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass ich keine Lackhersteller mag, die zum Beispiel versuchen, Holzmaserung zu imitieren. Wenn Sie mit einem vorhandenen Werkstoff arbeiten wollen, dann nehmen Sie das Original und lassen Sie Metall Metall sein!
Sie setzen Farben sehr experimentierfreudig ein, während in den Niederlanden eher sanfte Töne bevorzugt werden.
Farben sind tatsächlich länder- und kulturgebunden. In Großbritannien überwiegen natürliche Farben, in den Benelux-Ländern dagegen sind Gelb, kräftiges Rot und kräftiges Grün beliebter. Farben unterliegen auch der Mode. So dominierten zum Beispiel in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts helles Rosa und stumpfes Gelb. In den 70ern dagegen liebte man es knallbunt wie die „Smarties“, und heutzutage sind lebendige, fluoreszierende Neonfarben in Mode. Bei Courage Architecten gehen wir viel weiter, indem wir beispielsweise Farben einsetzen, die je nach dem Betrachtungswinkel changieren. Farben, die sich von Schwarz nach Weiß oder von Orange zu Rot verändern. In unserer Umwelt sehen wir überall auf den Straßen lebendige Farben, zum Beispiel in der Kleidung oder in der Werbung. Wir meinen, dass sich dieses Bedürfnis nach Farbigkeit sich auch in der Baubranche befriedigen lässt, ohne dass dabei eine scheußlich grelle Buntheit entsteht.
Durch den Einsatz der richtigen Farben können wir als Architekten auch verschiedene Welten miteinander verbinden. So arbeiten wir zum Beispiel mit einem großen Stahlerzeuger gemeinsam an der Übertragung der Außenfarbtöne eines bekannten österreichischen Motorradherstellers auf Stahlblech, damit wir sie für Fassaden einsetzen können. Zu unserer großen Überraschung war man dort sofort von der Idee angetan und hat uns die patentierten Farbtöne zur Verfügung gestellt. Sie sehen also: Wir suchen als Architekten stets kreativ nach neuen Anwendungsmöglichkeiten. Dafür ist bandbeschichtetes Metall einfach ideal. Es ist ein angenehmes Material, das immer
wieder neue Herausforderungen bietet.
Oft wird die Verwendung von Glas und Metall mit Industriebauten in Verbindung gebracht. Für den Bau von Häusern auf dem Lande scheint sie sich weniger anzubieten.
Meinen Sie mit „nachhaltig“, dass Ihre Bauten dem Zahn der Zeit standhalten sollten?
Nun, ich meine nicht, dass alles ewig halten sollte. Die meisten Autos der Vergangenheit sind ja auch von den Straßen verschwunden – wenn auch einige von ihnen zum Glück den Sammlern erhalten geblieben sind. Die nachhaltige Qualität von Metall hat vor allem mit seiner Wiederverwertbarkeit zu tun. Ich habe auch bemerkt, dass zunehmend Wert auf die Verwertung der eingesetzten Beschichtungen gelegt wird. So fängt der Möbelhersteller Thonet beispielsweise in der Lackierstraße überschüssigen Lack auf und recycelt ihn zu hundert Prozent. Andernfalls wäre dieser Lack verloren. Ich hoffe, auch die Metallindustrie wird sich diesem Trend anschließen.
Kurz: Bandbeschichtetes Metall hat Ihrer Meinung nach nichts als Vorteile?
Als Architekt kann ich innovativ damit umgehen. Es ist ein ausdrucksstarker Werkstoff, der zugleich umweltfreundlich, nachhaltig und wiederverwertbar ist. Die Antwort ist also: Ja.
Foto's:
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